Reduce, Reuse & Recycle: Unser Recycling Guide

Vanessa Koch — — 10 Minuten

COOP PLAN3T x UNWASTE x OCLEAN

Reduce, Reuse & Recycle: Unser Recycling Guide
Wie sortiert man Müll denn richtig? Foto: Julia M. Cameron von Pexels)

Der beste Müll entsteht erst gar nicht. Ist klar. Aber was ist, wenn er doch entsteht? Wie sortiert man Müll denn richtig? Was ist mit dem Plastikbecher an dem noch Reste von Joghurt kleben, dem leeren Becher Hummus und dem öligen Pizzakarton? Trennt man Metalldeckel vom Marmeladenglas und muss das vor dem Entsorgen gewaschen werden? Diese Fragen haben wir uns gemeinsam mit Julia von PLAN3T, und Marie und Hannah von OCLEAN gestellt. Unsere Antworten und unseren Recycling-Guide dazu könnt ihr hier lesen:

Zum Einstieg ein paar Fakten und Zahlen zum Thema Recycling:

  • Kein Land verbraucht mehr Verpackungsmüll als Deutschland. 
  • Seit 1950 wurden bisher nur 9% des gesamt existierenden Plastiks auf der Welt recycelt. Was ist mit dem Rest? Ein Teil wurde verbrannt und der Großteil liegt überall noch herum. Auf Müllhalden, in Gewässern, you name it.
  • 2017 sind in Deutschland 5,2 Mio Tonnen Verpackungsmüll aus Kunststoffen angefallen. 
  • Davon wurden 60% energetisch verwertet, also verbrannt. Da die Wärme weiter genutzt wird, spricht man hier von “Recycling als energetische oder thermische Verwertung”.
  • 38% von den 5,2 Mio t wurden stofflich verwertet.
  • Von den 38% wurden knapp über 35% ins Ausland verkauft. Was damit passiert weiß man nicht so genau. Das sind 14% des gesamten Kunststoffmülls.
  • Nur 15,6% wurden letztendlich für die Herstellung von Kunststoffprodukten aufbereitet. Davon sind nur 7,2% in der Qualität wie neuwertiger Kunststoff, der wieder zu neuen Produkten verarbeitet werden kann. 
  • Recyceltes Plastik macht 2,8% des in Deutschland produzierten Kunststoffs aus. 
  • Eine gute Nachricht zum Schluss: Es gibt Rohstoffe, die bereits gut wiederverwertet werden, wie z.B. Papier, Glas und Metall. Hier liegt die Rate teils bei über 90%.

Wir sind also noch weit entfernt von einer Kreislaufwirtschaft. Ein 100% Recycling aller Kunststoffe ist aktuell auch gar nicht möglich. Warum? 

  • Immer mehr Materialsorten auf dem Markt: Jährlich werden mehr Verpackungsmaterialien entwickelt, sodass die Recyclingindustrie nur schwer mit ihren Sortiermaschinen hinterherkommt, um alles Sortenrein zu trennen und zu recyclen.
  • Rohstoffe sind günstiger als Recyclingmaterial: Die Recyclingindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten nur langsam weiterentwickelt und ist nicht effizient. Für die Verpackungsindustrie sind neue Rohstoffe günstiger, als Recyclingmaterialien.
  • Schlechtes Verpackungsdesign: Müll ist ein Fehler im Produktdesign. Wir leben in einer Flut von Produkten. Die Regale im Supermarkt sind überfüllt und die Konkurrenz ist groß. Marken müssen daher auffallen: Bunte und aufwendige Verpackungen sind wichtig, um den Blick auf das Produkt zu lenken und zum Kauf zu animieren.
  • Müllsortieren ist in Deutschland eine Hohl- und keine Bringschuld: Das deutsche Recycling-Model ist von Bundesland zu Bundesland und von Stadtreinigung zu Stadtreinigung unterschiedlich. Es  fehlt einfach an einer klaren Aufklärung der Bevölkerung, wie was wohin in den Müll gehört. Jemand aus Stuttgart muss beispielsweise anders Müll trennen, als in Hamburg.

Ein Umdenken auf vielen Ebenen

Der Großteil der Mülltrennung und -entsorgung ist relativ easy. Wenn man sich einmal ein kleines bisschen mit den Besonderheiten auseinander gesetzt hat, vergisst man das auch nicht so schnell wieder und bekommt so, nach und nach, ein Gefühl für den richtigen Umgang mit Abfall. Wichtig ist, dass verstanden wird, dass jede:r bei dem Kauf eines Produktes Verantwortung trägt und Abfall nur richtig recycelt werden kann, wenn er entsprechend auch richtig entsorgt wird oder vielleicht ganz vermieden wird. 

Ihr könntet euch z.B. während oder nach dem Einkauf die Produkte anschauen und fragen:

  1. Was ist das für eine Verpackung?

  2. Können die Materialien wiederverwendet und fürs recycling leicht getrennt werden?

  3. Lässt sich die Verpackung vielleicht mit dem Kauf eines Produktes von einer anderen Marke vermeiden oder kann ich etwa auch auf dieses Produkt verzichten?

Jetzt aber mal Butter bei die Fische:  Wohin gehört denn nun welcher Müll?

Durch all die unterschiedlichen Plastiksorten und Mischverhältnisse wird es einem nicht leicht gemacht alles ordnungsgemäß zu entsorgen. Dennoch können wir alle unseren Beitrag dazu leisten, damit die Ressourcen nicht direkt  zu Müll werden, sondern als wichtige Wertstoffe zurück in den Kreislauf geführt werden.

 

Foto: Anna Shvets von Pexels

Gelber Sack oder Wertstofftonne

Hier kommen nur Verpackungen aus Plastik, Aluminium und Blech rein: Folien, Plastikverpackungen, Tuben, Getränkekartons und leere Konservendosen. Dieser Verpackungsmüll sollte möglichst nach Wertstoffen getrennt entsorgt werden. Beispiele hierfür sind: Joghurtbecher, Coffee-to-go-Deckel, Chipstüten, Aludosen und Tetrapacks. Bei einem Joghurtbecher ist es also wichtig die Pappbanderole entsprechend zu entsorgen, sowie den Alu-Becher und den Joghurt getrennt in den gelben Sack/Wertstofftonne zu tun. 

⚠️ Je nach Region könnt ihr hier weitaus mehr entsorgen. In Hamburg kann man auch Alltagsgegenstände, wie Töpfe, Pfannen (unbeschichtet), Werkzeuge aus Metall, Blumentöpfe aus Plastik, Plastikeimer und Kinderspielzeug im Gelben Sack entsorgen.

Foto: Shvets Production von Pexels.

Papiermüll

Wie der Name schon sagt, geht es hier um Papier und Pappe. Beispiele für entsprechende Produkte sind: Briefe (Achtung: Sichtfenster aus klarer Folie vorher entfernen), Klopapierrollen, Zeitungen, blaue Kassenbons und Kartons sowie Eierkartons.

⚠️ Was viele nicht wissen! Fettige Pizzakartons gehören in den Restmüll, nicht in die Papiertonne, da sie aufgrund der Ölflecken nicht wieder recycelt werden können.

Foto: Maria Naichenko von Pexels.

Biotonne

Speisereste aus der Küche und pflanzliche Abfälle aus dem Garten gehören hier rein. Wie wäre es mit einer Wurmkiste, als Alternative für diejenigen, die keine Biotonne und keinen Komposthaufen haben?

⚠️ Was hier auf keinen Fall hineingehört! Kompostierbares Plastik und Bioplastik, dieses braucht zu lange zum Zersetzen oder zersetzt sich gar nicht erst.

Foto: Matthis Volquardsen von Pexels.

Restmüll

In den Restmüll gehören alle Abfälle, die nicht zu einer anderen Müllkategorie gehören: Hier landen alle Dinge, die nicht wiederverwertbar sind oder sich nicht ordentlich trennen lassen. Alles im Restmüll wird verbrannt. Gebrauchte Masken gehören hier rein. Auch gebrauchte Taschentücher, Back- und Brotpapier, Zigaretten, Coffee-to-go-Becher & Porzellan.

Foto: Ron Lach von Pexels.

Glascontainer

Das hier kommt alles in den Glascontainer:

  • Marmeladen- und Honiggläser    
  • Obst- und Gemüsegläser
  • Flaschen für Essig, Öl, Ketchup und Soßen
  • Babybreigläschen
  • Sekt-, Wein- und Saftflaschen

Trinkgläser kommen nicht rein. Sie können problemlos im Restmüll entsorgt werden. Warum? Trinkgläser bestehen aus einem anderen Glas-Gemisch und können in den Glasschmelzöfen nicht weiterverarbeitet werden. Größere Spiegel und Fensterscheiben solltest du mit dem Sperrmüll abholen lassen oder zu einem Wertstoffhof bringen.

Rotes und blaues Glas gehört zum Grünglas, denn das kann den größten Anteil an Fremdfarben aufnehmen. 

⚠️ Becher und Gläser sollten “löffelrein” sein. Die Deckel sollten abgenommen werden, denn sie werden in den Sortieranlagen nicht immer getrennt.

Textilcontainer

Der ist nicht zu verwechseln mit Altkleidercontainer. In Textilcontainer kommt alles hinein, was nicht mehr tragbar ist. Die Textilien sollten nicht übermäßig schmutzig sein. Falls es die Aufteilung in Textil- und Altkleidercontainer nicht gibt, gilt die Faustregel: In städtische Altkleidercontainer können alle Textilien und in paritätische nur die, die auch wirklich noch getragen werden können.

Was wird daraus gemacht? Tragbare Kleidung kommt zum Teil in Spendenläden. Untragbare Textilien werden geschreddert und entweder für die Polsterung verwendet, zu Füllungen und Dämmstoffen oder zu Putzlappen und Decken verarbeitet. Fun Fact: 2020 wurde soviel Textil in Privathäusern aussortiert, dass der Markt übersättigt war. Vielerorts wurden die Container abgebaut.

Sondermüll 

Im Sondermüll bzw. auf dem Recyclinghof werden alle Abfälle, die besonders gefährlich sind gesammelt, weil sie explosiv, brennbar, luft gefährdend, wassergefährdend, krankheitserregend oder gesundheitsgefährdend sind. Da von diesen Stoffen ein hohes Risiko ausgeht, sind sie mit speziellen Warnsymbolen gekennzeichnet, wie etwa einem toten Fisch, einer Flamme oder einem Totenkopf. Beispiele hierfür sind Batterien, Altöl und Farbe/Lack.

 Elektroschrott

Alte Waschmaschinen, Fernseher, Elektrokabel, Haushaltsgeräte, Handys und weitere elektronischen Geräte können beim Recycling-/Wertstoffhof kostenlos und umweltschonend abgegeben werden. 

⚠️ Tipp: Prüfe vorher, ob das Produkt nicht mehr reparierbar ist oder von jemand anderem gut genutzt werden könnte. So erhöhst du den Lebenszyklus des Produktes und verbesserst die Klimabilanz.

 

Unsere top Tipps für den perfekten Start ins bunte Müll Geschehen:

  • Informieren: Welche Tonnen habe ich?
  • Ein Recyclingsystem für Zuhause anschaffen (Trenn Mülleimer)
  • Recycling-Guide an die Wand hängen
  • Über Plastik Alternativen schlau machen, vor dem Einkaufen alles bereit haben
  • Weg von Einweg, hin zu Mehrweg
  • Schritt für Schritt die gesamte Thematik ernst nehmen
  • Darüber sprechen und andere informieren
  • Recyclingsystem fürs Büro umsetzen
  • Eventuell mal eine Müllverwertungsanlage besuchen und sich ein Bild von den Müllmassen machen (es gibt kostenlose Führungen von der Stadtreinigung)
  • Ins Handeln kommen

 

Recycling klingt schwer, ist es aber gar nicht.

Das Wissen über die Bedeutung von Recycling, als auch, wie es funktioniert, muss nur - langsam aber sicher - in unsere täglichen Rituale und Gewohnheiten übergehen. Ab und zu hilft es natürlich hier und da mal nachzulesen, aber im Prinzip ist es kinderleicht. Nur Mut.

 

 

 

Warum UNWASTE x OCLEAN x PLAN3T?

Was liegt eigentlich näher, wenn man Energien bündelt, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen? Gemeinsam arbeiten OCLEAN, UNWASTE und PLAN3T für ein grüneres Morgen und verfolgen gemeinsam die Mission jede:n Einzelne:n von uns zu mobilisieren, einen Unterschied zu machen. Denn das können wir. Für unsere Umwelt, unser Miteinander und unsere Zukunft. 

Marie, Hannah und Lena sind Hamburger Schwestern, die 2019 die gemeinnützige GmbH OCLEAN gegründet haben. Sie wollten nicht mehr nur über Nachhaltigkeit sprechen, sondern einfach mal aktiv werden, und das vor ihrer Haustür. Angefangen haben sie mit öffentlichen Müllsammelaktionen, hinzu kamen Events und Workshops. Bunt, ohne erhobenen Zeigefinger und mit viel Spaß wird sich den Themen Mülltrennung, Plastikvermeidung, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Recycling gewidmet. 

Gemeinsam mit seinem Bruder, Kaspar, und seinem ehemaligen Arbeitskollegen, Chris, hat Lukas PLAN3T gegründet, um Nachhaltigkeit für jeden im Alltag leichter zu machen. Die Hamburger Impact App begleitet ihre User:innen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Alltag, indem sie User:innen challenged und für Climate Action belohnt. PLAN3T sitzt mittlerweile im schönen Altona und wächst von Tag zu Tag.

Und mit unserem 2020 im Herzen gegründeten Non Food zero waste Concept-Store  UNWASTE im Herzen von St. Pauli, bieten wir Lösungen für einen nachhaltigen Alltag privat, für Unternehmen und Gastronomie an.

 

Ihr wollte es jetzt richtig wissen? Zum Nachlesen:

https://www.boell.de/en/plasticatlas

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/Abfallwirtschaft/_inhalt.html

 

 

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