Mülltrennung. Eine kleine Exkursion.

Vanessa Koch — — 6 Minuten

Man hört es immer wieder: am Ende wird sowieso alles wieder zusammen geschmissen. So läuft es doch, und dabei glauben wir etwas Sinnvolles zu tun. Nein, so schlimm ist es nicht. Sagen wir mal so, wir können und müssen mehr tun.

Laut Umweltbundesamt wurden 2015 von 18 Millionen Tonnen Verpackungsmüll 69% wiederverwertet. Das bedeutet, dass diese Wertstoffe wieder in einer neuen Form und Funktion in den Kreislauf zurückgeführt werden. Die besten Quoten liefern Glas (85 Prozent), Papier (86 Prozent) und Metall (92 Prozent).

Natürlich beginnt alles schon früher, beim Einkauf. Da entscheiden wir, wieviel Müll wir mit nach Hause nehmen und dann trennen und entsprechend entsorgen müssen. Doch die Basis, um Wertstoffe zu retten und überhaupt nochmal nutzen zu können, beginnt mit der richtigen Mülltrennung. Und dem Aufräumen mit Mythen. Los geht’s.

Mülltrennung. Eine kleine Exkursion.
Nicht getrennter Müll wird nicht recycelt, sondern verbrannt oder auf der Müllkippe entsorgt (Foto: Tom Fisk von Pexels)

Gelb ist noch nicht grün genug.

Fangen wir mit der gelben Tonne oder dem gelben Sack an. Hier muss sicherlich noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Denn viele wissen schlichtweg nicht, was da reingehört und was nicht. Zuallererst: Es heißt jetzt Wertstoff-Tonne oder Werstoff-Sack und ermöglicht die klare Trennung und damit das Recycling von wertvollen Rohstoffen wie Glas, Metall, Papier oder Kunststoff. Eine Zahl vorweg: 2015 wurden 49% der Kunststoffabfälle wiederverwertet. Der Rest, mehr als die Hälfte, wurde verbrannt. Das Ziel muss es sein, noch mehr Wertstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurück zu führen und weniger zu verbrennen.

Saubere Sache.

Es liegt auf der Hand. Wenn ich den Plastikbecher mit Schlagsahne oder Joghurt in die Wertstoff-Tonne oder den Sack werfe und die Hälfte ist noch drin, dann ist das erstens Verschwendung und zweitens braucht es im Recyclingprozess mehr Energie und heißes Wasser für die Reinigung. Denn erst, wenn das Material sauber ist, kann es wiederverwertet werden. Also, am besten alles aufessen und dann ab in die Tonne. Löffelrein muss es sein. Ausgewaschen? Klares nein.

Saubere Sorte.

Die Reinheit der Materialien, die recycelt werden sollen, ist ausschlaggebend für den Erfolg. Denn, wie oben beschrieben, geht es darum Wertstoffe zurück zu gewinnen. Die Verpackung des Joghurts ist aus Kunststoff, der Deckel ist aus Aluminium. Die Wertstoffe müssen getrennt werden, nur so werden sie als solche in der Müllanlage erkannt. Bleibt der Alu-Deckel an der Kunststoffverpackung, kann es nicht recycelt werden, der Müll kann nicht wiederverwertet werden. Sortenreinheit ist also das A und O, damit wertvolle Materialien wieder und wieder in den Wertstoff-Kreislauf zurückkommen. Nur so können Rohstoffe, Wasser und Energie gespart werden.

Papier.

Auch hier gilt: Sortenreinheit. Aber was mache ich mit Papiertüten und Briefumschlägen mit Sichtfenster oder Luftpolsterumschläge? Das Papier vom Kunststoff trennen und dann in die Wertstoff-Tonne! Nur so können die Rohstoffe recycelt und nochmals genutzt werden.

Glas klar.

Ja, mittlerweile können die modernen Anlagen tatsächlich die Deckel aussortieren. Aber: Mal sind die Deckel aus Plastik, mal aus Metall. Und Korken gibt es auch noch. Deshalb sauber trennen: die Deckel und Kunststoffkorken in den gelben Wertstoff-Sack, das Altglas in den Wertstoff-Container. Übrigens: Echter Kork wird extra gesammelt, Dein örtlicher Müllentsorger weiß bestimmt, wo die nächste Sammelstelle ist.

Weiß. Grün. Braun.

„Wenn das Altglas von der Müllabfuhr abgeholt wird, kippen die alles wieder zusammen.“ Das sieht vielleicht von außen so aus, aber die Müllfahrzeuge haben getrennte Kammern für jede Glasfarbe. Und das aus einem guten Grund, denn nur so bleibt weißes Glas weiß und grünes grün. Vermischt man die Farben, bekommt man nach dem Einschmelzen kein klares Farbbild, weißes Glas ist dann nicht mehr weiß. Das Recycling funktioniert nicht.

Glas oder Metall.

Für Glas spricht, es ist geschmacksneutral und es gibt keine Wechselwirkung mit dem Inhalt. So wie es bei Behältern aus Kunststoff oder Metall der Fall ist. Werden Lebensmittel in Metall verpackt, so ist der Behälter innen immer mit Plastik beschichtet, meistens mit Bisphenol A. Der Nachteil bei Glas zeigt sich in der schlechten Bilanz, die die Umwelt zieht. Denn die Herstellung und der Transport von Einwegglas verbraucht sehr viel Energie. Bei Mehrweg-Glas sieht es schon anders aus, das kann neu befüllt werden, immerhin bis zu 50 Mal. Zum Vergleich: PET-Flaschen werden nur 25 Mal gefüllt. Wer es ganz richtig machen will, zieht Mehrweg aus der Region vor, da sind die Transportwege kürzer.

Papiertüten vs. Plastiktüten.

Klar, Plastiktüten sind das große Übel. Papiertüten sind grün! Leider ist das nicht ganz so einfach. Für Papier spricht, dass es biologisch abbaubar ist und in der Umwelt keine Spuren hinterlässt, insbesondere im Meer. Dagegen spricht, dass die Herstellung sehr viele Ressourcen verbraucht. Auch deswegen, da die Papiertüte stabiler konstruiert sein muss, sprich, es wird bis zu dreimal mehr Material verwendet, damit sie nicht reißt. Hinzu kommt, dass jede Menge Chemie im Spiel ist, etwa Natronlauge, Sulfite und Sulfat. Die beste Lösung: Nehmt beim Einkauf einen Stoffbeutel mit. Was ist das Problem?

Getränkekarton.

Natürlich, Tetrapak ist umweltfreundlich. Immerhin besteht die Verpackung aus Holz, einem nachwachsenden Rohstoff. Besser geht’s doch nicht. Dummerweise bestehen die Getränkekartons nur zu 70% aus Karton, der Rest ist: Kunststoff. Und sein Anteil an der Verpackung ist in den vergangenen Jahren noch gestiegen. Mehr Plastik als Holz also. Dazu kommt, nur etwa jeder dritte Karton wird recycelt. Wir sagen: Finger weg! Denn wenn Kunststoff drin ist, ist die Umwelt raus.

Unsere Tipps:

  1. Verzichte auf Verpackungen.
  2. Erkundige Dich bei Deinem örtlichen Müllentsorger nach den Regeln für die Abfall- und Wertstoffentsorgung. Dann kannst Du Deinen Müll sauber trennen.
  3. Sammle doch mal für 1-2 Wochen lang Deine Verpackungen. Dann überlege welche Verpackungen Du einsparen könntest.